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50 Jahre Halag Chemie AG

Als Heinrich A. Leimbacher am 27. Februar 1970, die nach seinen Initialen benannte Firma Halag gründete, gab es in der Schweiz noch knapp 150 000 Landwirtschaftsbetriebe. Um diesen Markt mit Melkmaschinen und chemischen Produkten zu versorgen, gründete Leimbacher im thurgauischen Aadorf seinen Betrieb. Hauptabnehmer, der unter anderem mit Leimbachers Melkmaschinen gewonnenen Gesamtmilchmenge von ca. 3 Millionen Tonnen waren auch vor 50 Jahren bereits Käsereien. Hätte Leimbacher ins Jahr 2020 blicken können, wären die Wachstumsprognosen für seinen Betrieb, auf Basis seines damaligen Produktportfolios und angesichts der heutigen, vermarkteten Milchmenge von immer noch ca. 3,3 Millionen Tonnen, eher verhalten gewesen. Keine zehn Jahre nach der Gründung erkannte der 1886 gegründete Verband Ostschweizerischer Landwirtschaftlicher Genossenschaften (ehemals Volg) das Potenzial des Unternehmens sowie den Nutzen für seine Mitglieder und übernahm die Halag Chemie AG. Mit entsprechendem Kapital ausgestattet, konnte ein stetiger Ausbau der Produktpalette erfolgen und der Zugang zu neuen Absatzmärkten wurde eröffnet. Die Produktionskapazitäten an der Wittenwilerstrasse in Aadorf wurden stetig der steigenden Nachfrage angepasst.

 

Ein Konsumentenpolster

Beschäftigte, welche der Halag seit 30 Jahren und mehr die Treue halten, beschreiben rückblickend das Jahr 1993 als tiefgreifenden Wandel bei ihrem Arbeitgeber. Das Mutterhaus der Halag wurde in diesem Jahr, durch die Fusion von sechs landwirtschaftlichen Genossenschaften zur Fenaco und die Halag somit Teil eines Konzerns, der heute rund 10 000 Mitarbeitende beschäftigt und einen Jahresumsatz von ca. 7 Milliarden

Franken erwirtschaftet. Die Halag konnte sich aber nicht auf diesem «Konsumentenpolster» ausruhen. Zahlreiche Mitbewerber boten bereits in den 1990er-Jahren diverse Produkte für die Stall- und Melkhygiene an. Ebenso konnte durch die Vertriebspartner der Halag im Fenaco-Konzern, der stetig wachsende Absatzmarkt der lebensmittelverarbeitenden Industrie nicht umfassend angesprochen werden. Die Halag stellte sich auf ihre Hauptkundensegmente, Lebensmittelverarbeitendes Gewerbe und Industrie, mit zwei dedizierten Vertriebsteams ein. «Die zum Teil international agierende Klientel der industriellen Lebensmittelproduktion hat andere Anforderungen und Bedürfnisse in Bezug auf Hygiene und Lebensmittelsicherheit», sagt Hansruedi Rohrbach, der in seinen 35 Jahren bei der Halag auch schon viele gewerbliche Landwirtschaftsbetriebe gesehen hat und somit beide Segmente kennt.

 

Investitionen in die Nachhaltigkeit

Ein Grossteil der Schweizer Lebensmittel und Getränkeindustrie setzt heute auf die Lösungen der Halag. Dazu zählen unter anderem auch die zur Fenaco gehörigen Produktionsbetriebe in der Fleisch- und Obst-/Gemüse-Verarbeitung wie Ramseier, Ernst Sutter und Frigemo. Auch international agierende Unternehmen wie die Bell Food Group und Emmi sowie die über die Grenzen der Schweiz hinaus etablierten Marken der Getränkebranche wie Möhl und die Appenzeller Spezialitätenbrauerei Locher zählen seit Jahren zur Kundschaft. Diverse Produktionsbetriebe der Grossverteiler Migros und Coop setzen bei der Anlagen- und Unterhaltsreinigung. aber auch der Personalhygiene auf die Produkte und Serviceleistungen aus Aadorf. Auch international wuchs der Kundenkreis stetig. Die Betreuung erfolgt in der Regel über partnerschaftlich verbundene Berater oder die Anlagenbauer.

 

Stetiger Wandel als Erfolgskonzept

Nachdem man sich zunächst auf die reine Abfüllung von Pflanzenschutzmitteln für die Ciba Geigy und den Melkanlagenvertrieb konzentriert hatte, begann man Anfang der Achtzigerjahre verstärkt das Segment der Käsereien und das der Landwirtschaft zu bearbeiten. Der im Jahre 2006 aus den Reihen der Fenaco von den UFAG Laboratorien zur Halag gestossene Geschäftsführer Martin Schenk stand vor einer herausfordernden Aufgabe: «Im Rahmen einer durch den damaligen Verwaltungsrat Werner Kuert mitbetreuten Masterarbeit mit dem Titel ‹Die strategische Positionierung der Halag in einem veränderten Marktumfeld› konnten wir 2006 aufzeigen, dass sich aufgrund des fortschreitenden Konzentrationsprozesses in der industriellen Fertigung und den wenigen, den Markt dominierenden Akteure, der Wettbewerbsdruck kurz- bis mittelfristig signifikant steigern wird», sagt Martin Schenk. Dem erfolgsverwöhnten Mutterhaus der Halag wurde eine konsequente Wachstumsstrategie präsentiert. Diese sah vor, in alle Märkte und die notwendigen Ressourcen zu investieren, um ein weiteres Wachstum zu ermöglichen.

 

Kulturwandel und Differenzierung

Die Anzahl der Mitarbeitenden wurde sukzessive, von ca. 40 im Jahre 2006. auf heute 61 Personen ausgebaut. Im Bereich Membranpflege wurden Partnerschaften mit Anlagenbauern eingegangen, um den Kunden im Wirkungsdreieck Anlage – Verfahren – Reinigung die jeweils optimale, individuelle Lösung anzubieten. Der von Geschäftsführer Martin Schenk initiierte Kulturwandel zu einer von systemischer Mitbestimmung geprägten Unternehmenskultur unterstützt seitdem diverse Umsetzungsvorhaben in den Bereichen Digitalisierung, Ausbau des Dienstleistungsangebotes und innovativer Produktentwicklung. Eines der entscheidendsten Projekte. Um sich für die Zukunft auszurichten, wurde jedoch bereits 2003 initiiert. Eine Neubauplanung, noch ohne die Kenntnis eines möglichen neuen Standortes, wurde vorgenommen. Diese Pläne ruhten bis zum April 2007. Es zeichnete sich ab, dass die

bisherige Mietliegenschaft an der Wittenwilerstrasse den Anforderungen für die baulichen Massnahmen nicht entsprach. Die mit dem geplanten Umbau verbundenen Umtriebe würden das Tagesgeschäft zu stark beeinträchtigen. Daher wurde durch den Kauf eines Grundstücks an der Weierstrasse in Aadorf, der Grundstein für eine moderne und nach aktuellen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit geplanten Neubau gelegt. Innerhalb von zwei Jahren wurden auf dem 11 000 m2 grossen Grundstück ein vier Stockwerke messendes Produktions- und Lagergebäude sowie ein dreigeschossiger Büro und Labortrackt mit insgesamt 85 000 m3 umbauter Fläche errichtet.

 

Halag Services

Diese unter dem Segment Halag Services

angebotenen Leistungen werden vom kompetenten Team, bestehend aus dem Beratungsdienst, dem Analyselabor und den Fachberatern im Feld geleistet. Das Angebot gliedert sich in die Servicemodule Personal und Betriebshygiene, Sicherheit, Monitoring und Anwendungstechnik. Das grösste Innovationspotential des Unternehmens deckt sich mit der stetigen Zunahme an Membranfiltrationsanlagen in der Lebensmittelverarbeitung. Das Unternehmen hat mit der Marke AMC ein Produktangebot geschaffen, welches auf den Ersatz traditionell konfektionierter Reiniger durch ausgewählte Additive, welche je nach Anlagenverschmutzung den Rohstoffen Säure und Lauge beigegeben werden, abzielt. Um den Kunden eine optimale Beratung für die Reinigung und Pflege Ihrer kostenintensiven Membranfiltrationsanlagen zu geben, wurde in eine Labor- und eine Pilotmembrananlage investiert.

 

Neue Geschäftsmodelle

Besonders stolz ist die Halag auf die erfolgreiche Einreichung eines Patents für ihren innovativen Lösungsansatz. In diesem Patent wird erstmals die situative Ermittlung von Verschmutzungsprofilen zum

zielgerichteten Einsatz der entwickelten AMC-Additive auf Basis von künstlicher Intelligenz beschrieben. Zusammen mit dem Forschungspartner CSEM und Industriepartnern wurde Ende 2019 das Projekt als Innosuisse Projekt, mit entsprechenden Bundes-Fördermitteln ausgestattet. «Dass Innovation auch ein über den Tellerrand hinausschauen bedeutet, ist bei der Halag gelebte Firmenphilosophie» bestätigt Martin Schenk. «Dabei die Bodenhaftung nicht zu verlieren und sich gleichermassen auf dem Parkett von Forschung und dem Stallboden der Landwirte zu bewegen ist nicht immer einfach».

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